Die Plytenbergschule auf dem Weg zur Ganztagsschule

  

Gedanken zur „offenen Ganztagsschule“ 


Es ist nicht nur ein Schüler, der unsere Schule besucht, sondern ein Kind, ein junger Mensch, dem die Schule auf dem Weg zu seinem Erwachsenwerden helfen kann, indem sie ihm bei der Entfaltung seiner Persönlichkeit, Fähigkeiten und Anlagen unterstützt und versucht, ihm Orientierung zu geben. Orientierung, die ihm die Begegnung mit sich, seinen Mitmenschen und seiner Lebenswelt als einen Lebenszusammenhang bewusst macht, an dem er selbst beteiligt ist und innerhalb dessen er eine wichtige Aufgabe besitzt.
Dazu bedarf es nicht nur der Beachtung der Individualität des Kindes mit seiner spezifischen Sichtweise vom Leben und seinen Erfahrungen mit der Welt, sondern auch der Grundlegung von Kenntnissen, Wissen und daraus letztendlich resultierend Einstellungen und Haltungen, derer es bedarf, um selbstständig und in verantworteter Weise sein Leben im Spannungsfeld individueller Entfaltung und gesellschaftlicher Verpflichtungen führen zu können.
Das Leben wird nur dann als sinnvoll erfahren, wenn es eine Bedeutung für den einzelnen besitzt und in all seinen Nuancen auch er-lebt werden kann. Sinn erhält es dann, wenn die eigene Existenz bereichert wird durch dem Nächsten und der Umwelt verpflichtete Bezüge. Damit steht Schule als eine durch die Gesellschaft legitimierte Institution in der Aufgabe, dem Kind diese Bezüge auf vielfältige Art zu ermöglichen und einen persönlich verantworteten Selbststand in einer humanen Gesellschaft anzubahnen.
Somit steht das Leben in der Schule in einem erzieherischen Gesamtzusammenhang, der sich ergibt aus der Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten einerseits und der Hervorhebung und Bedeutung dieser Kenntnisse für die sich im Grundschulalter anbahnende Entwicklung individueller wie auch sozialer Kompetenzen – also der erziehlichen Bedeutung von Kenntnissen im Sinne einer sich sukzessive erweiternden Sicht auf das eigene Leben und das der Mitmenschen. Kenntnisse und Wissenselemente sind immer auch erziehlich, wenn sie in einen am Kind und seiner Entwicklung orientierten pädagogischen Gesamtzusammenhang gesehen und vermittelt werden. Nur dann kann sich aus Wissen Bildung entwickeln. Aus Bildung entstehen verantwortete Haltungen, verantwortet gegenüber sich selbst, dem Mitmenschen und der Natur.
 
An der Plytenbergschule ist festzustellen, dass viele sozial schwächere und/oder bildungsferne Familien in Teilen der Schulumgebung leben. In weiteren Familien sind beide Elternteile oder das alleinerziehende Elternteil berufstätig. Sie haben durch die Ganztagsschule die Möglichkeit, eine volle/überhaupt eine Arbeitsstelle anzunehmen und ihre Kinder durch pädagogische Betreuung und ein vielfältiges außerunterrichtliches Angebot dennoch gut aufgehoben zu wissen.
Durch viele Gespräche mit den Kindern und auch ehemaligen Schülern der Plytenbergschule stellte sich heraus, dass ihnen soziale Strukturen und das entsprechende „Lernen am Vorbild“ im nächsten wie auch weiteren sozialen Umfeld, Orientierung in einer für die Persönlichkeitsentwicklung wichtigen Phase ihres Lebens und eine Bindung an Werte teilweise fehlen.
Hausaufgaben werden in vielen Fällen, auch aus Mangel an Unterstützung(smöglichkeiten) durch die Eltern, nur unregelmäßig angefertigt. Dadurch bleiben die Kinder oftmals weit hinter ihren schulischen Leistungsmöglichkeiten zurück. Dadurch schwindet ihr Selbstwertgefühl in einem sensiblen Alter, in dem die Grundlage für eine starke Persönlichkeit und einer selbstverantworteten Teilhabe an ihrem zukünftigen gesellschaftlichen Leben grundgelegt wird.

Im Rahmen des Betreuungsangebotes der Verlässlichen Grundschule ist zu beobachten, dass fast alle der Kinder der 1. und 2. Klassen im Anschluss an den Unterricht Chancen zur Kommunikation und zur Begegnung mit anderen sowie die Teilnahme an spielerischen und künstlerischen Angeboten intensiv nutzen. In einem pädagogisch gestalteten Rahmen ist es ihnen möglich, sich mit anderen Kindern auszutauschen, soziale Kompetenz einzuüben, Interessen zu entwickeln, Ansprache, Wertschätzung und Akzeptanz und ganz einfach auch „nur“ die Nähe anderer zu spüren.

Auch hat sich die Zusammensetzung der Schülerschaft der Plytenbergschule im Zuge der Migration seit dem Jahre 2015 stark verändert. Sehr viele Schülerinnen und Schüler haben aufgrund ihres Migrationshintergrundes eine andere Muttersprache als Deutsch. Der größte Anteil von ihnen spricht Arabisch. Da viele Eltern große Schwierigkeiten mit dem Erlernen der deutschen Sprache haben, sprechen die Kinder in ihrer Freizeit meist kein Deutsch. Wenn sie deutsch sprechen, handelt es sich meist um ein „gebrochenes Deutsch“, was dem Aufbau einer tragfähigen Sprachstruktur nicht förderlich ist. Diese Kinder haben oftmals nur in der Schule Kontakte zu deutschsprachigen Kindern, gehen oft nicht in Vereine, was dem Erlernen der deutschen Sprache am gehörten Vorbild aber dienlich wäre. In der Ganztagsschule verbringen die Kinder einen Großteil ihrer aktiven Tageszeit innerhalb des schulischen Rahmens, der ihnen inhaltlich und sprachlich die Möglichkeit bietet, am Vorbild zu lernen.

Hinzukommend bietet die Ganztagsschule täglich die Möglichkeit einer warmen und ausgewogenen Mittagsmahlzeit. Die Anfertigung der Hausaufgaben in einer ruhigen Atmosphäre mit Unterstützung bei Verständnisproblemen und an einem dafür geeigneten Arbeitsplatz ist im Rahmen der „Offenen Ganztagsschule“ eine Selbstverständlichkeit, die ebenfalls nicht jedes Kind zu Hause hat.

Durch die Angebote der Schule und der Kooperationspartner können Kinder eine für sie interessante und aus pädagogischer Sicht sinnvolle Freizeitbeschäftigung bzw. Anregungen finden. Außerdem haben sie die Möglichkeit zum kommunikativen Austausch mit vertrauten Personen und Freunden. Die Schülerinnen und Schüler können Schlüsselfähigkeiten erwerben sowie ihre Selbst- und Sozialkompetenz im geschützten und auf die kindlichen Bedürfnisse abgestimmten schulischen Rahmen entwickeln/verbessern.
 
 
Inhaltliche Gestaltung des Ganztagsbereichs
 
Der Ganztagsbereich an der Plytenbergschule erstreckt sich auf die Tage von Montag bis Donnerstag. Er umfasst nach dem regulären Unterricht aufeinanderfolgend ein warmes Mittagessen in der (noch zu erstellenden) neuen Mensa, eine Ruhezeit und im Anschluss eine betreute Hausaufgabenzeit, sowie sich daran anschließend verschiedene Angebote seitens der Lehrkräfte und der Kooperationspartner, so dass die für die Ganztagsschule angemeldeten Kinder acht Zeitstunden in der Schule verbringen.
 
Im Anschluss an das gemeinsame Mittagessen gibt es eine Ruhe- und Erholungspause im Ruheraum über der Mensa bzw. in einer Lernumgebung.
 
Die Betreuung der Hausaufgaben solle ebenfalls von Lehrkräften übernommen werden, damit für die Schülerinnen und Schüler ein Ansprechpartner bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten zur Verfügung steht.
 
In den Nachmittagsangeboten werden schwerpunktmäßig Themen angesprochen, die zwar inhaltlich, aber nicht themenspezifisch im Arbeitsplan der Schule verankert sind, diesen somit entsprechend einer ganzheitlichen Förderung von Kindern erweitern. Dazu gehören z.B. sportliche, musikalische, künstlerische, technische,  natur- und geisteswissenschaftliche Angebote.
 
Gremienbeschlüsse
 
Schulelternrat 
Der Schulelternrat wurde am 19.09.2019 ausführlich über die Auswirkungen bei der Einführung der „Offenen Ganztagsschule“ an der Plytenbergschule informiert. 
Der Start der Ganztagsschule wurde in Abhängigkeit des Zeitpunkts der Beendigung von notwendigen Baumaßnahmen (besonders: Mensa) des Schulträgers gesehen. Nach einem Gedankenaustausch äußerten sich die Elternvertreter grundsätzlich positiv zur Einführung einer „Offenen Ganztagsschule“. 
 
Gesamtkonferenz 
Die Gesamtkonferenz der Plytenbergschule wird im September 2020 informiert, einen Antrag auf Einrichtung der „Offenen Ganztagsschule“ entsprechend dem Erlass „Die Arbeit in der offenen Ganztagsschule“ Nr. 10.1 vom 01.08.2014 zu stellen. Diese Information war für den März 2020 geplant. Dieser Termin musste aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. 
 
Schulvorstand 
In der Schulvorstandssitzung am 04.06.2020 wurde einstimmig der Beschluss gefasst, einen Antrag auf Einrichtung der „Offenen Ganztagsschule“ entsprechend dem Erlass „Die Arbeit in der offenen Ganztagsschule“ Nr. 10.1 vom 01.08.2014 und dem NSchG §96 und dem NSchG §38a Abs. 3 Nr.4 zu stellen. 
 
Schulträger 
Die Stadt Leer als Schulträger der VGS Plytenbergschule unterstützt den Antrag auf Einrichtung der „Offenen Ganztagsschule“ entsprechend dem Erlass „Die Arbeit in der offenen Ganztagsschule“ Nr. 10.1 vom 01.08.2014. 

Die zur Umgestaltung der Plytenbergschule in eine offene Ganztagsschule notwendigen Bauarbeiten haben im August 2023 begonnen und werden voraussichtlich zum Beginn des Schuljahres 2024/'25 abgeschlossen sein.