Die Plytenbergschule 

 
Die Plytenbergschule ist eine Verlässliche Grundschule mit Schulkindergarten im westlichen Teil der Stadt Leer. Sie wird zurzeit von ca. 200 Kindern besucht, die von 16 Lehrkräften, sieben pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einer Förderschullehrerin im Rahmen der sonderpädagogischen Grundversorgung unterrichtet werden. Zusätzlich steht uns seit zwei Jahren eine Sozialarbeiterin im Rahmen der "Schulischen Sozialarbeit" zurseite, die Kinder und Lehrkräfte in vielen außerunterrichtlichen Belangen unterstützt.
Die Plytenbergschule als Nachfolgerin der 1925 gegründeten Harderwykenschule wurde im Dezember 1953 eingeweiht und verdankt ihren Namen der unweit gelegenen "höchsten Erhebung Ostfrieslands", dem Plytenberg.
2016 hat die Plytenbergschule an dem Projekt Education Y teilgenommen. Unter dem Motto „Aufeinander achten. Füreinander da sein. Miteinander lernen.“ übernehmen BuddYs („buddy“ = englisch für Kumpel) Verantwortung für sich und andere. Sie engagieren sich als Paten für jüngere Mitschülerinnen und Mitschüler, helfen anderen über Klassen- und Altersgrenzen hinweg bei Problemen, sind Streitschlichterinnen und Streitschlichter oder Ansprechpartner bei Fragen. Sie erleben sich selbstwirksam und werden dadurch in ihrer Persönlichkeit gestärkt.
Kinderrechte bedeuten nicht nur ein Recht auf Bildung und das Lernen über die eigenen Rechte, sondern auch das Fördern eines "kritischen Geistes" und konkretem Engagement. Besonders Artikel 12 der UN Kinderrechtskonvention (UNKRK) betont den Aspekt der Beteiligung. Er sichert Kindern das Recht zu, sich aktiv an der Gestaltung ihres eigenen Lebens und des Lebens der Gemeinschaft zu beteiligen. Das von Education Y in Kooperation mit UNICEF entwickelte Programm rückt jedes Kind als Subjekt und Rechtsträger in den Blickpunkt von Schulentwicklung. Kinder und Jugendliche sind nicht länger auf ihre Rolle als Objekte von Stoffvermittlung reduziert. Sie werden vielmehr Mitgestaltende im eigenen Lernprozess. Mit dem Education Y-Programm wird über die Beachtung der Kinderrechte demokratische Kultur bereits im Kindesalter erfahrbar gemacht.
Für unsere Schulpraxis bedeutet dies, dass wir u.a. die Gestaltung der Regenpause in die Hände der Kinder gegeben haben. Sollte sich das Wetter von seiner schlechten Seite zeigen, können die Kinder während der großen Pause im Schulgebäude verbleiben. Dafür haben sich alle Kinder der Schule in einem demokratischen Prozess Aktivitäten gewünscht, die sie in dieser Zeit gerne unternehmen würden. Dabei herausgekommen sind die Nutzung des Computerraums mit Lernspielen, Lese-, Ruhe- und Kunstangebote, Bewegungsspiele in der Aula aber auch das Verbleiben im eigenen Klassenraum mit entsprechenden Spielen, die ebenfalls von den Kindern ausgesucht und durch Unterstützung unseres Fördervereins angeschafft worden sind. Weiterhin wird in jedem Schulhalbjahr ein anonymes Schüler-Audit durchgeführt, das die Befindlichkeit der Kinder innerhalb des gesamten Schulalltags abfragen und so ermitteln soll, welche pädagogischen Ziele sich für die weitere Qualitätssicherung des Schullebens daraus ergeben.
Auch die in diesem Zusammenhang stehende Einführung des "Klassenrates" hat sich als sinnvoll erwiesen. Als Bildungsinstitution in einer demokratischen Gesellschaft hat die Schule die Aufgabe, Kinder und Jugendliche "demokratisch zu erziehen", so steht es in den Schulgesetzen aller Bundesländer. Doch ein demokratischer Habitus kann nicht gelehrt werden; er kann nur durch Handeln gelernt, durch eine eingelebte Praxis erworben werden. Die Schule hat die Verpflichtung, Gelegenheitsstrukturen zum demokratischen Handeln und zur Partizipation zu bieten, in denen Anerkennung, Selbstwirksamkeit und soziale Verantwortungsübernahme eingeübt und gefördert werden können. Kinder übernehmen Verantwortung für das Zusammenleben innerhalb der Klasse und darüber hinaus in der Schulgemeinschaft. Der Klassenrat gehört nach seiner Einführung zum festen Bestandteil des Stundenplans. Einmal wöchentlich bietet er allen Kindern und Pädagogeninnen und Pädagogen die Möglichkeit zu Gesprächen, Entscheidungen und Reflexionen. Die Stunden werden durch eine/n Schülerin oder Schüler moderiert, der/die für den Ablauf der Sitzung verantwortlich ist. Die jeweiligen Moderatorinnen/Moderatoren werden entweder für einen längeren Zeitraum gewählt oder sie rotieren wöchentlich. Außerdem hat es sich bewährt, dass weitere Schülerinnen und Schüler Verantwortung für den Klassenrat übernehmen. Sie gestalten beispielsweise die Anerkennungsrunde, sammeln Tagesordnungspunkte, schreiben Protokolle, führen die Redeliste, achten auf die Einhaltung der Sprechzeiten oder sie organisieren das Feedback. Im Konsens- oder Mehrheitsverfahren stellen alle Beteiligten gemeinsam Regeln auf und legen Rechte, Ämter und Aufgaben fest. Sie beraten, diskutieren und entscheiden gemeinsam über selbst gewählte Themen, Klassenaktivitäten, Konflikte und eventuelle Lernvorhaben. Auch die „Streitschlichter“ resultieren aus diesen Bestrebungen der Partizipation der Kinder am gemeinsam verantworteten Schulleben.
Diese Aktivitäten gehören ebenso zum Schulalltag wie die Einbindung aller Kinder, Lehrer und Eltern in ein reich gestaltetes Schulleben, das sich auch auf Projektwochen (Naturwissenschaften/Technik, Spiele, Kinderrechte), jahreszeitliches Singen und entsprechende Musikaufführungen und Gedichtvorträge aller Klassen in der Aula erstreckt.
Das musikalische Highlight wird durch das jährlich stattfindende "Schulkonzert" gebildet: Von Klassik bis Rap wird an einem illustren Nachmittag in der Aula der Plytenbergschule alles geboten. Musikalische Vorträge von ganzen Klassen bis hin zu Einzeldarbietungen, von instrumental bis Tanz, all dies findet Platz. Alle Eltern sind dann herzlich eingeladen, ihre Kleinen nach intensiver Vorbereitung während des schulischen Musikunterrichts zu bewundern.
Halbjährliche Besuche aller Kinder in der Stadt-Bibliothek („Lesepiraten“), der ebenfalls halbjährliche Gang zum Schulverkehrsgarten, das alljährliche Sportfest einschließlich der Bundesjugendspiele, einen jährlichen Theaterbesuch und der zum Halbjahreszeugnis stattfindende Mathe-Projekttag, der Kunsttag und der Methodentag runden das Schulleben ab.